Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Literaturnobelpreis für Mo Yan Schatten auf dem Preisträger STEFAN BRAMS, FRANKFURT

Die Vergabe des Literaturnobelpreises an Mo Yan
überrascht nicht. Der 57-Jährige war schon des Öfteren gehandelt
worden und stand auch in diesem Jahr wieder ganz oben auf der
Kandidatenliste. Sie überrascht auch deshalb nicht, weil in der Tat
mal wieder ein Autor aus Afrika oder Asien dran war, denn es ist
nicht von der Hand zu weisen, dass bei der Vergabe der
Literaturnobelpreise vor allem Autoren aus dem westlichen Kulturraum
zum Zuge kommen. Insofern geht die Vergabe in Ordnung. Und auch
literarisch ist an der Entscheidung wenig zu kritisieren. Mo Yan
schreibt ambitioniert, pflegt einen sehr eigenen Stil, den die
Akademie mit „halluzinatorischem Realismus“ treffend umschrieben hat.
Mos Literatur wurzelt zudem tief in der Geschichte seines Landes und
lotet sowohl Historie als auch Gegenwart gekonnt aus. Politisch wirft
die Vergabe dennoch Fragen auf. Mo Yan, der als subversiver Autor
begann, gilt heute als eher regimenah. 2009 gehörte er zur
offiziellen chinesischen Gastland-Delegation auf der Frankfurter
Buchmesse. Als staatsnahe Autoren und Funktionäre eine Veranstaltung
verließen, weil dort auch Dissidenten auftreten sollten, schloss sich
Mo Yan ihnen an. Keine auszeichnungswürdige Haltung. So fällt doch
ein Schatten auf diese Vergabe.

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