Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Neufassung des Organspendegesetzes Jeder ein Organspender PETER STUCKHARD

Es ist ohne Frage Frank-Walter Steinmeiers
liebevolle Entscheidung, seiner Ehefrau eine Niere zu spenden, die
die Diskussion über die Organspende beflügelt hat. Es dämmert der
Politik, dass mit dem existierenden Gesetz der Bevölkerung die
immense Bedeutung der Organspende verschlossen bleibt. Im Jahr 2008
erklärten fast 70 Prozent der Befragten, sie hätten nichts gegen eine
Organspende. Gleichzeitig erklärten 60 Prozent der Befragten, sie
hätten keinen Organspenderausweis, weil sie sich nicht entscheiden
könnten. Wenn die Politik dem Tod von Patienten auf der Warteliste
ein Ende machen will, bleiben vor diesem Hintergrund nur zwei
Lösungen. Die erste: Man nimmt den Menschen per Gesetz den
Entscheidungsdruck. Jeder, der nicht widerspricht, ist ein
Organspender. Eine saubere Lösung, die es jedem Einzelnen überlässt,
ob er nach seinem Tod Leben retten will oder das, aus welchen Gründen
auch immer, für ihn nicht infrage kommt. Diese Lösung wäre aber eine
180- Grad-Wende, die politisch derzeit nicht durchsetzbar sein
dürfte. Die Erklärungs- oder Entscheidungslösung setzt bei der
Organspende auf allmählichen, daher aber auch nicht so effektiven
Wandel. Wie schnell der stattfindet, hängt von der Ausgestaltung ab.
So der so: Es gibt endlich Hoffnung für die Wartenden.

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