Wo die Grenzen zwischen Politik, Terrorangst,
Internet-Gaunereien, Kunstfreiheit und Marketing bewusst verwischt
werden, hält man sich am besten ans Wesentliche. Die zutiefst
amerikanische Nordkorea-Posse „The Interview“ hat die von
US-Präsident Barack Obama persönlich befeuerte Aufregung – Zeigen
oder Nichtzeigen, Meinungsfreiheit oder Duckmäusern – erwartungsgemäß
nicht verdient. Das erstaunlichste Kinoskandälchen des Jahres ist
kein zweiter Mel Brooks, der einst Adolf Hitler stepptanzen ließ,
sondern eine harmlose, amüsante, knallchargige Geschichte, deren
hinternlastiger Wortwitz spätestens bei der deutschen Synchronisation
im Februar Durchfall bekommen wird. Warum der Streifen das echte
Nordkorea und seinen wirklich gefährlichen Herrscher Kim Jong Un
angeblich schwer in Wallung gebracht hat, erschließt sich nicht
wirklich. Es sei denn, man würde im Abspann, wenn der schwülstige
„Wind of Change“ der „Scorpions“ weht, ein Signal zum Umsturz
erkennen. Dass Amerika über Weihnachten den Kauf einer Kinokarte oder
das Herunterladen des Produkts aus dem Internet zum patriotischen Akt
gegen die nach wie ungeklärte Einmischung von außen verklärte, ist
ebenso putzig wie hysterisch. Wirklich interessant würde es erst,
wenn Seth Rogen und James Franco „The Interview II“ drehen. Mit
Wladimir Putin in der Hauptrolle.
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