Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Obamas Einwanderungsinitiative Wiedergutmachung Dirk Hautkapp, Washington

Sie arbeiten härter als andere. Sie halten die
Familie hoch. Sie machen einen Bogen um staatliche Auffangnetze. Sie
zahlen Steuern und verhalten sich in überwältigender Zahl
gesetzestreu. Sie sind der billige Schmierstoff im Maschinenraum der
US-Wirtschaft. Trotzdem sind die rund zwölf Millionen Illegalen in
Amerika, in der Mehrzahl Latinos, Bürger dritter Klasse. Rechtlos.
Immer mit einem Bein im Abschiebegefängnis. Wenn die fehlende
Aufenthaltsberechtigung auffliegt. Für ein Land, das seine
Erfolgsgeschichte auf Einwanderung gründet, ein erbärmlicher Zustand.
Ihn zu beenden, wie Präsident Obama es jetzt auf eigene Faust unter
hohen Auflagen für fünf Millionen Betroffene getan hat, war darum
nicht mehr als ein überfälliger Akt der Wiedergutmachung. Ein erster
Schritt, dem eine umfassende Reform folgen muss, die das Zeug hat,
das zerstrittene Land mit sich zu versöhnen. Das Gegenteil wird der
Fall sein. Die Gräben werden noch tiefer. Von „Staatsstreich“
sprechen die Republikaner, ja sogar von „Amtsenthebung“. Elendes
Ablenkungsmanöver, gespielte Entrüstung! Obamas Solo war notwendig,
um den Stillstand zu beenden und Wahlversprechen einzulösen. Unter
dem zerstörerischen Einfluss ihres populistischen Tea-Party-Flügels
verweigern sich die Konservativen seit Jahren einer Lösung. In 25
Jahren werden die Latinos die größte Bevölkerungsgruppe in den USA
stellen. Wer Wahlen gewinnen will, darf diese Menschen nicht
unaufhörlich vor den Kopf stoßen.

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