Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Obdachlose in Nordrhein-Westfalen Etwas Wärme zu Weihnachten FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF

Es ist schon kurios, was inzwischen als
erfreuliche Nachricht verkauft wird. Die Zahl der Obdachlosen sei
zuletzt stabil geblieben, jubelte eine Agentur mit Verweis auf das
nordrhein-westfälische Sozialministerium. Im Vergleich seien die
Präventionsprogramme in NRW vorbildlich, hieß es. Köln schaltete eine
Hotline, unter der man anrufen und Menschen melden kann, die auf der
kalten Platte schlafen. Gerade zu Weihnachten ist die Stadt mit der
Resonanz „sehr zufrieden“. Angesichts bundesweit steigender
Obdachlosenzahlen darf man die Bemühungen in NRW schon mal loben.
Trotzdem: Landesweit leben nach wie vor knapp 20.000 Menschen auf der
Straße. Nicht selten lehnen sie menschenunwürdige
Unterbringungsangebote ab, entscheiden sich stattdessen für Nächte
unter Brücken oder in scheinbar sicheren Gartenlauben – und nehmen
dabei das Risiko des Kältetods in Kauf. In einem der reichsten Länder
der Welt ist das nichts weniger als eine Schande.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de