Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Preise für Sprit, Bus und Bahn Fixiert aufs Auto STEFAN SCHELP

Was haben wir uns in den vergangenen Wochen über
die unverschämt hohen Spritpreise geärgert. Immer wieder. Immer
lauter. Mit jeder neuen Preissteigerung an den Zapfsäulen noch ein
bisschen kräftiger. Und jetzt? Jetzt stellt sich raus, dass sich
unterm Strich die Nutzung von Bus und Bahn viel rasanter verteuert
hat. Haben wir den Mineralölkonzernen also Unrecht getan? Wohl kaum.
Denn der Verdacht, dass die Multis gezielt abkassieren und so
Rekordgewinn nach Rekordgewinn einfahren, ist damit längst noch nicht
ausgeräumt. Der Spritpreisprotest zeigt etwas ganz anderes, nämlich
wie stark wir in unserem Mobilitätsverhalten aufs Auto fixiert sind.
Der eigene fahrbare Untersatz ist Dreh- und Angelpunkt unseres
Lebens. Deshalb haben wir die Preise so genau im Blick. Deshalb tut
jede Erhöhung uns so weh. Natürlich, wenn die Bahn im
Halbjahresrhythmus ihre Ticketpreise erhöht, wird gemeckert. Aber
nur, weil dieses Verhalten zum Ritual geworden ist. Nachhaltig ist
diese Kritik mitnichten. Dafür, dass der öffentliche
Personennahverkehr so teuer ist, gibt es gute Gründe. Teils werden
die Unternehmen von der Politik genötigt, Verbindungen im Angebot zu
halten, die längst nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind.
Zugleich müssen sie ihr Scherflein dazu beitragen, kommunale Defizite
nicht weiter ausufern zu lassen. Wer es ernst meint mit dem Schutz
unserer Umwelt, der muss weg vom Individualverkehr. Der muss auf Bus
und Bahn setzen. Muss sie günstiger, attraktiver machen. Das
Konjunkturpaket II wäre dafür ein besonders guter Ansatz gewesen,
nachdem mit dem ersten Paket die Automobilindustrie per Abwrackprämie
gefördert worden war. Warum beim Konjunkturpaket II ÖPNV-Maßnahmen
ausdrücklich ausgeschlossen waren, verstehe, wer will.

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