Ein Nachteil an der schwarz-roten 
Mammutkoalition besteht darin, dass Parlamentsdebatten in die Nähe 
von Selbstgesprächen rutschen. Wenn dann auch noch der 
Oppositionsführer, in diesem Fall Gregor Gysi, nicht besonders gut 
drauf ist und die wenige Redezeit hauptsächlich mit Schnoddrigkeiten 
und Plattitüden vertändelt, dann wird die Auseinandersetzung im 
Bundestag eine zähe Angelegenheit. Funken sprühten auch nicht aus der
65-minütigen Regierungserklärung von Angela Merkel. Die 
Bundeskanzlerin listete solide die zahlreichen Aufträge auf, die die 
Große Koalition erledigen will. Es geht dabei keineswegs um 
Kleinigkeiten. Von der Energiewende über die aktive Außenpolitik bis 
zur bundesweiten Breitbandverkabelung, von dem verstärkten Engagement
in Mali bis zur Mütterrente: Schwarz-Rot hat sich einiges 
vorgenommen. Und so war die Hauptbotschaft von Angela Merkel die 
folgende: Es wird wieder regiert im Land. Es bewegt sich etwas. Nach 
Monaten des quälenden Stillstand, wo nichts passierte, ist es nicht 
falsch, darauf hinzuweisen, dass im Regierungsviertel wieder 
gearbeitet wird. Dass Merkels Rede trotzdem kaum Aufbruchseuphorie 
entfachte, liegt an anderen Dingen. Merkel steht traditionell für 
Trippelschritte, und vor allem steht sie für „Keine Experimente!“. 
Das kommt bei den Leuten an, was sich im Wahlergebnis widerspiegelte.
Doch es ist die Frage, ob Merkel mit ihrer präsidialen, wolkigen 
Moderatorenrolle in dieser Koalition weit kommen wird. Denn die 
Kanzlerin ist umzingelt von starken Leuten, die von ihren Funktionen 
und ihren Zielen sehr präzise Vorstellungen haben. Dazu gehören 
Energieminister Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter 
Steinmeier, Arbeitsministerin Andrea Nahles und 
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Merkel mag den 
Überblick über alle Aufgaben der Großen Koalition haben, ihre eigene 
Rolle in dieser Ansammlung von Alphatieren hat sie noch nicht 
gefunden.
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