Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Ruhrgebiet fordert einen Sonderstatus Kampfansage HUBERTUS GÄRTNER

Viele Ostwestfalen und Lipper hatten das
Ruhrgebiet schon so richtig liebgewonnen. Es liegt ja schließlich nur
eine gute Autostunde von ihnen entfernt und hat neben bestem
Bundesligafußball auch kulturell und wirtschaftlich einiges zu
bieten. Zudem ist das Ruhrgebiet schön grün geworden, so dass es sich
dort im Sommer sogar prima radeln und flanieren lässt. Die zarten
Bande drohen nun aber wieder zu zerreißen. Mit ihrer neuen Initiative
drängen die Ruhrmetropolen auf mehr Macht und Geld und
Eigenständigkeit. Das Ruhrgebiet will einen Sonderstatus im Land NRW
erreichen, anders ist das Papier, das der Regionalverband Ruhr mit
großer politischer Mehrheit beschlossen hat, nicht zu interpretieren.
„Dem Ruhri sein Revier“, so lautet ein lustiger Werbeslogan. In
Wirklichkeit wurde dieses Revier über viele Jahrzehnte kräftig
gepampert. Als die Schlote nicht mehr rauchten, hat die Allgemeinheit
die großen Lasten des Strukturwandels im Ruhrgebiet getragen. Dafür
haben nicht zuletzt auch die Politiker gesorgt; es galt, Millionen
Wähler zu besänftigen. Dass nun aber gleich eine super-große
Koalition aus CDU, SPD und Grünen nach neuer Macht und noch mehr
finanziellen Mitteln für das Ruhrgebiet schreit, muss zwangsläufig
wie eine Kampfansage an andere Regionen in NRW wirken. Vor allem OWL,
das Sauerland und Teile des Münsterlandes fühlen sich vor den Kopf
gestoßen, weil sie ohnehin schon das Gefühl haben, im verschärften
Verteilungskampf den Kürzeren zu ziehen. In der Tat drohen diese
ländlichen Regionen zu Restkategorien zu werden, wenn sie nicht auf
die Barrikaden gehen. Man darf gespannt sein, wie der Landtag auf die
Vorstöße aus Essen reagiert. „Ruhris“, die sich wie neue „Könige“
aufführen, werden wohl auch in Düsseldorf nicht allen Politikern
gleichermaßen gefallen.

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