Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Sprossenverdacht Hygiene bleibt lebenswichtig PETER STUCKHARD

War es das jetzt? Können wir endlich wieder
statt Currywurst und Pommes bedenkenlos gesunde Rohkost zu uns
nehmen, ohne unsere Gesundheit zu riskieren? Die korrekte Antwort
lautet: „Nein, können wir nicht.“ Dafür gibt es derzeit drei Gründe.
Der erste: Die tüchtigen Epidemiologen des Robert-Koch-Instituts sind
offenbar davon überzeugt, der EHEC-Quelle durch eine „rezeptbasierte
Restaurant-Kohortenstudie“, also durch Befragungen und statistische
Berechnungen, auf die Spur gekommen zu sein. Forschern des
Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamts Rhein-Ruhr-Wupper ist es
erst gestern gelungen, auf Sprossen, die aus dem verdächtigen
Erzeugerbetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel stammen, den
EHEC-Erreger O104:H4 festzustellen. Das ist aber nicht die einzige
Unsicherheit. Der Hygieneexperte Helge Karch von der Universität
Münster legt sich nach viel Forschungsarbeit fest: Der sich jetzt
ausbreitende Erreger ist bislang nur beim Menschen nachgewiesen
worden. Was ihn zu dem Schluss führt: Der Ausbruchsstamm muss also
ein Reservoir im Menschen haben. Diese möglichen Infektionsträger
müssen natürlich weiterhin gesucht und gefunden werden. Bis dahin
kann es jederzeit zu einem neuen Ausbruch kommen, was der zweite
Grund ist, der gegen eine generelle Entwarnung spricht. Der dritte
Grund ist allgemeinerer Natur. Das Norovirus, das ähnliche
Beschwerden auslöst wie EHEC, ist auch für regelmäßige Ausbrüche
verantwortlich. An ihm sterben überdies erheblich mehr Menschen pro
Jahr als am EHEC-Bakterium. Auch Salmonellen sind gefährlich – es
wird nur nicht so viel Aufhebens davon gemacht. Der Schluss daraus
kann nur lauten: Persönliche Lebensmittelhygiene ist nach wie vor der
beste Schutz vor Krankheit. Und dafür ist jeder selbst
verantwortlich.

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