Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Strompreisgipfel Abenteuer Energiewende ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Keine Frage, Bundesumweltminister Peter Altmaier
macht seine Sache gut. Doch das gigantische Projekt Energiewende ist
ein Vorhaben, dessen Gelingen nicht nur vom Einsatz des
Umweltministers abhängt. Die Energiewende steckt voller Widersprüche.
So sind die meisten Deutschen von grünem Strom begeistert, alle
Bundesländer treiben den Ausbau der Erneuerbaren kräftig voran. Aber
nur eine Minderheit der Bürger will neue Stromtrassen. Doch ohne den
Ausbau der Netze ist die Energiewende nicht zu haben. Und dann
klettern auch noch die Strompreise. Es könnte sein, dass die Kosten
im nächsten Jahr für einen Durchschnittshaushalt um fünf Euro pro
Monat steigen. Nun hätte sich zwar jeder an den fünf Fingern
ausrechnen können, dass die Energiewende nicht für lau zu haben ist.
Doch diese nackte Wahrheit schlägt 2013 durch, also in dem Jahr mit
Bundestagswahlen. Für Schwarz-Gelb sind das schlechte Nachrichten.
Deshalb möchte die FDP am liebsten sofort die Ökostrom-Förderung
drosseln. Aber die steigenden Strompreise hängen nicht nur mit der zu
üppigen Förderung von Ökoenergie zusammen. Die Allgemeinheit bezahlt
kräftig für die wachsenden Ausnahmen beim Industriestrom. Auch da
gäbe es Kürzungsbedarf. Als Fazit darf man feststellen: Die
Energiewende darf im Prinzip keinen Cent mehr kosten. Sie soll die
Landschaft nicht durch neue Stromtrassen verschandeln. Und jedes
Bundesland möchte wie bisher rund um seinen eigenen Kirchturm planen,
ohne sich vom Bund hineinreden zu lassen. Außerdem halten etliche
Abgeordnete in CDU, CSU und FDP das ganze Projekt nach wie vor für
einen unüberlegten Schnellschuss. Dabei ist die Energiewende richtig
und sinnvoll. Aber wenn sie keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
wird, bleibt sie ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

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