Es ist nicht grundsätzlich falsch, sich nach
Jahren des Hinhaltens und Scheiterns in einem Konflikt mit globaler
Sprengkraft gegen die Orthodoxie der Diplomatie zu stellen und neue
Wege zu probieren. So gesehen wäre gegen das Aufeinandertreffen
zweier Männer, die sich sonst gegenseitig rhetorisch regelmäßig auf
den Mond schießen, nicht viel einzuwenden. Sollen sie es von
Angesicht zu Angesicht austesten, der „geistig verwirrte Greis“ und
der „kleine, fette Raketenmann“. Was kann schon schlimmer werden in
der Krise um den menschenverachtenden Atomstaat Nordkorea? Jede
Menge. Bereits die Tatsache an sich wertet ein Schurken-Regime auf,
das dafür keinerlei Vorleistung erbringen muss. Dazu kommt: Schon bei
erfahrenen Staatsmännern wäre ein solches Meeting ein Wagnis. Im Fall
Donald Trump/¨Kim Jong Un wird es ein Akt auf dem Hochseil. Nichts
spricht dafür, dass die Begegnung der impulsiven Egomanen auf der
Grundlage einer vorher von kompetenten Stäben erzielten Verständigung
über Machbares und Wünschenswertes stattfinden wird. Reißt einem der
Teilnehmer der Geduldsfaden, weil er mit Erwartungshaltungen
angereist ist, die der andere nicht zu bedienen gedenkt, könnte der
Super-Gau drohen: Krieg zum Zwecke der Gesichtswahrung. Dass der
krampfhaft nach Ablenkung von innenpolitischen Skandalen suchende
Trump sich von einem jungen Diktator aufs Glatteis führen lässt, ist
Anlass zur Sorge.
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