Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Ukraine droht die Spaltung Das Verhängnis des Machtvakuums Martin Fröhlich

Es kommt wie befürchtet: Der Umsturz in der
Ukraine wird zur Zerreißprobe für das Land. Der ukrainische Osten
sucht die Nähe Russlands, der Westen die der EU. Der Ausgang des
Konflikts ist völlig offen. Er kann zur Spaltung führen, er kann aber
auch – abgesehen von der Übernahme der Krim – eine Randnotiz der
Geschichte bleiben. Fest steht, dass der Konflikt zwischen Russen und
Ukrainern erwartbar war. Ein Blick zurück auf den Balkan nach dem
Ende Jugoslawiens lässt heute noch erschauern. Nicht, weil am Ende
aus einem Land sieben entstanden waren. Doch der Weg dahin kostete in
mehreren Kriegen Zehntausende ihr Leben. Dass eine Spaltung anders
verlaufen kann, haben Tschechen und Slowaken 1992 bewiesen, als sie
das Ende der Tschechoslowakei beschlossen. Das drohende Chaos in der
Ukraine sollte dem Westen endlich als Lehrbeispiel dienen. Unsere
Demokratien reagieren reflexartig mit Unterstützungsbekundungen und
-handlungen, sobald sich in einem von Autokraten geführten Land ein
Umsturz abzeichnet. Doch wo ein Machthaber verschwindet, entsteht ein
Vakuum. Wer dieses füllt, vermag im Moment der Revolution niemand zu
sagen. Ägypten und Libyen ringen bis heute um Klarheit. Und eine
Spaltung der Ukraine hatten die westlichen Unterstützer der
Maidanbewegung sicher nicht geplant.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Weitere Informationen unter:
http://