Der Sturz des Diktators Ben Ali macht in
Tunesien mit Glück den Weg zu mehr Demokratie frei, verknüpft mit der
Hoffnung, dass eine von allen demokratischen Kräften getragene
Übergangsregierung dem nordafrikanischen Land wieder Stabilität geben
kann. Und dass die Tage der Anarchie, Gewalt und Plünderungen, welche
der Flucht des Despoten folgten, schnell vorüber sind. Doch noch
stehen den Tunesiern schwierige Zeiten bevor, mit Machtkämpfen,
Rückschlägen und Ungewissheiten. Denn weder Interimspräsident Mebazaa
noch Regierungschef Ghannouchi stehen für Wandel. Sie sind treue
Gefolgsleute Ben Alis und gelten ebenfalls als korrupt und wenig
glaubwürdig. Ihr Vorhaben, überstürzt, schon in 60 Tagen einen neuen
Staatschef zu wählen, lässt Zweifel an den Reformversprechen
aufkommen. Zumal in einem Staat, in dem es bisher nur eine Opposition
von Ben Alis Gnaden gab. Tausende unbequeme Oppositionelle und ihre
Führer wurden ins Exil getrieben, eingekerkert oder umgebracht. Die
demokratischen Kräfte brauchen Zeit, um sich neu zu formieren und um
ihre Kandidaten und Leitfiguren zu bestimmen. Und sie brauchen die
Hilfe und Solidarität der Europäischen Union, die jahrelang und
ziemlich blind auf den allmächtigen Ben Ali gesetzt hat.
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