Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: US-Militär kämpft weiter in Afghanistan Kehrtwende Dirk Hautkapp, Washington

Bei zentralen Weichenstellungen – siehe die
Reform der Einwanderung – geht Barack Obama oft ins Fernsehen und
erklärt sich dem Volk. Seinen Kurswechsel in Afghanistan hat der
Präsident per Geheimbefehl vollzogen. Das ist mindestens schlechter
Stil. Wer vor sechs Monaten das Ende des Kampfeinsatzes verkündet und
den USA am Hindukusch künftig die Rolle eines Beraters zuweist, der
muss schon erklären, warum es jetzt heißt: Kommando zurück!
Weiterkämpfen! Obamas Blankoscheck an das Militär straft die
Erzählungen von einem Afghanistan, das schon bald
sicherheitspolitisch auf eigenen Füßen stehen kann, Lügen. Seit der
Dschihadismus im Irak wie in Syrien bizarre Staatsform annimmt,
glaubt Washington sein Märchen selbst nicht mehr. Obamas Kehrtwende
überrascht aber auch deshalb, weil er es war, der zuletzt wieder und
wieder gegen die militärische Logik argumentierte, mit der der Westen
am Hindukusch so oft Schiffbruch erlitten hat. Eine religiös
grundierte Aufstandsbewegung wie die Taliban, weiß auch Obama
mittlerweile, kann niemals mit fremden Bodentruppen besiegt werden.
Warum handelt er nicht danach?

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