Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Verbot von Stammzellen-Patent Moralische Fallstricke MARTINA HERZOG, BRÜSSEL

Kritiker der Forschung mit embryonalen
Stammzellen feiern das Urteil des Europäischen Gerichtshofs als Sieg.
Für die Stammzellforschung, der Embryonen zum Opfer fallen, kann es
kein Patent geben. Richtig so, sagt Greenpeace. Mit der Zerstörung
von Menschen, egal in welchem Entwicklungsstadium, dürfe die
Forschung kein Geld verdienen. Das klingt überzeugend – doch leider
ist alles viel komplizierter. Die Grundsatzfragen zum Umgang mit
möglichem Leben nämlich sind kaum lupenrein zu beantworten. Denn wer
die Vernichtung von Zellen ablehnt, aus denen ein Mensch werden
könnte, der kann nicht für Abtreibung sein. Übrigens auch nicht für
die Pille danach – und im Grunde nicht einmal manche Varianten der
normalen Pille. Auch hier werden möglicherweise lebensfähige
Zellbündel vernichtet. Genauso wie bei der künstlichen Befruchtung,
bei der mehr Eizellen befruchtet als am Ende eingepflanzt werden. Und
sollte eines Tages ein außerhalb der EU entwickeltes Medikament gegen
Krankheiten wie Parkinson oder Multiple Sklerose auf den Markt
kommen, dürfte ein Kritiker es nicht nehmen, wenn dabei mögliches
Leben vernichtet wurde. Man kann dies alles mit guten Gründen
ablehnen. Doch man sollte sich dabei der moralischen Fallstricke
bewusst sein.

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