Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Wahl in Israel Opportunist an der Macht CARSTEN HEIL

Das ist eine Klatsche vom Wähler. Selten hat
sich ein Politiker so sehr verzockt wie Israels Premierminister
Benjamin Netanjahu. Eigens hatte er die Wahl vorgezogen, gestützt auf
Umfragen und in der Hoffnung, seine Position ausbauen zu können.
Stattdessen muss er herbe Stimmenverluste hinnehmen. Der alte Fuchs
hat die Situation im Land völlig falsch eingeschätzt. Die Israelis
wählen nicht mehr nur nach altbekannten Sicherheitsparolen. Ihnen
rückt die soziale Frage immer stärker auf den Leib. Viele Menschen
der Mittelschicht können ihre Mieten kaum noch bezahlen, die Proteste
zogen sich über Monate hin. Möglicherweise hat auch die geänderte
Situation in den arabischen Ländern nach den politischen Umwälzungen
zu einem veränderten Wahlverhalten in Israel geführt. So schwierig
die Regierungsbildung auch ist – wann war die in Israel jemals
leicht? -, so sicher ist aber doch, dass Netanjahu der nächste
Premier werden wird. Er ist kein Ideologe, er hängt das Fähnlein nach
dem Wind, wenn es ihm nützt. Hatte er bisher eine eher
rechtsgerichtete Regierung, wird es dem Opportunisten nicht
schwerfallen, nun in die Mitte zu rücken.

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