Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Westerwelle in Turbulenzen Zu wenig Schutz CARSTEN HEIL

Zehn Jahre an der Spitze einer Partei
auszuhalten ist eine tolle Leistung. Vor allem wenn es in diesem
Zeitraum zumeist bergauf gegangen ist. Unter Guido Westerwelle hat
die FDP viele Erfolge eingefahren. Aus der „Dame ohne Unterleib“, wie
die Liberalen spöttisch genannt wurden, weil sie kaum in
Kommunalräten und Landesparlamenten vertreten waren, ist eine
ansehnliche Partie geworden. In vielen Töpfen mischt sie mit, hat
Einfluss gewonnen. Sie nutzt das aber nicht und muss auch deshalb
binnen Jahresfrist einen rapiden Niedergang erleben. Nach zehn Jahren
an der Spitze einer Partei ist der Chef nun verschlissen, er ist
dabei, alles zu verspielen, was er mühsam gewonnen hat. Westerwelle
gelingt es nicht mehr, Aufbruchstimmung zu erzeugen und eine Richtung
vorzugeben. Immer mehr parteiinterne Kritiker kommen aus der Deckung.
Die Hatz ist eröffnet. Noch schützt den Vorsitzenden die Erkenntnis,
dass ohne ihn noch weniger Richtung zu erkennen, dafür noch mehr
Ratlosigkeit zu beobachten sein wird. Es fehlt an inhaltlicher und
personeller Alternative. Das ist zu wenig Schutz, um in der Politik
zu überleben.

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