Neue Westfälische (Bielefeld): Laschet schweigt zum Doppelpass-Beschluss Selbstverzwergung Florian Pfitzner, Düsseldorf

Armin Laschet hat eine Chance vergeben – wieder
einmal. Schon in den Tagen nach dem Parteitagsbeschluss zur doppelten
Staatsbürgerschaft zog es der Vorsitzende des mitgliederstärksten
CDU-Landesverbandes vor zu schweigen. Dafür meldete sich Hessens
Ministerpräsident Volker Bouffier zu Wort, elf Jahre lang
Innenminister unter Roland Koch. Mit einer fragwürdigen
Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft gewannen
sie 1999 gemeinsam die Landtagswahl in Hessen. Laschet gilt
eigentlich als Modernisierer. Er hat einen Selbsterneuerungsprozess
in der NRW-CDU angeschoben, war der bundesweit erste
Integrationsminister. Da darf man schon mal eine eindeutige
Abgrenzung von denjenigen erwarten, die nun versuchen, zulasten
junger Menschen mit ausländischen Wurzeln die konservative CDU-Seele
zu streicheln. Doch es war Bouffier, der den Sinn des Beschlusses
infrage stellte. Zweifellos hat er seinen grünen Koalitionspartner in
Wiesbaden genauso im Blick wie ein mögliches schwarz-grünes Bündnis
nach der Bundestagswahl. Im Gegensatz zu Laschet ist er dabei mutig
genug, seine gespaltene Partei für einen Vorstoß zu kritisieren, der
auf den „Pillepalle-Populismus“ (SPD) der „National-Karnevalisten der
Jungen Union“ (Piraten) zurückgeht. Natürlich muss man nicht über
jedes Stöckchen springen, das einem der politische Gegner hinhält.
Während der Debatte zum Doppelpass in Düsseldorf verabschiedete der
Stadtanzeiger in Köln seinen Chefredakteur. Ministerpräsidentin
Hannelore Kraft war wie Laschet eingeladen – so kann man sich elegant
entschuldigen lassen. Laschet hätte viel Respekt gewonnen, wäre er im
Landtag geblieben und für seine Position eingetreten. Gerade weil
Beobachter in Berlin ihm unter den stellvertretenden
CDU-Vorsitzenden, also neben Bouffier, Julia Klöckner, Thomas Strobl
und Ursula von der Leyen, das schwächste Profil bescheinigen. Es gab
eine Zeit, da lästerte Laschet häufig über Krafts
„Selbstverzwergung“, nachdem sie ankündigte, „nie, nie“ als
Kanzlerkandidatin anzutreten. Inzwischen verzwergt er sich selbst.

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