Neue Westfälische (Bielefeld): Linken-Parteitag¶ Ende einer Ära¶ Florian Pfitzner¶

Gregor Gysi verzichtet schweren Herzens auf eine
erneute Kandidatur für den Vorsitz der Linksfraktion. Es ist das Ende
einer Ära. Jeder vernünftige Hausarzt hätte dem 67-Jährigen zu dem
Schritt geraten. Selten haben ihn die Genossen so ergriffen erlebt,
wie auf dem Parteitag in Bielefeld. Es war ein souveräner Abschied,
der eines demokratischen Linken, der einigen Genossen aufzeigte,
welches Ziel politische Prozesse eigentliche haben sollte: nach
Mehrheiten zu streben im Wettbewerb der Ideen; bereit zu sein,
Kompromisslösungen einzugehen. Dafür hat der scheidende Fraktionschef
insbesondere den Linksaußen in der Partei einiges ins
Hausaufgabenheft geschrieben. Denn: Halten die ganz Linken unter den
Linken an ihren Auflagen für eine mögliche Regierungsbeteiligung
fest, wird es nie etwas mit einem rot-rot-grünen Bündnis. Meint es
die Linke am Ende ernst mit der Regierungsverantwortung, wird es für
sie natürlich deutlich unbequemer als in der Opposition, in der man
manches lässig einfordern kann. Hätten sie sich doch sachlich
auseinanderzusetzen mit einer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung,
die viele von ihnen per se ablehnen. Um ehrlich für andere Mehrheiten
jenseits von Merkel einzutreten, muss sich die Linke nun einer
inneren Auseinandersetzung stellen. Im Sinne der Demokratie scheinen
die meisten in der Partei bereit, die neue Etappe anzugehen.

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