Nach außen ist die Sache klar. Die besten
Verkäufer der in der Ergo aufgegangenen Hamburg-Mannheimer sollen
richtig auf den Putz hauen können. Das haben sie sich verdient. Also
ab in den Flieger nach Budapest und runter mit den Klamotten, frei
nach dem Firmenmotto „Wir sind ganz anders“ auf ein paar
Schäferstündchen mit Freudenmädchen. Es lebe die Prämie. Ein
„Mordsspaß“, so das offizielle Protokoll, für die verkaufsstarke
Clique. Das macht man aber nicht! Auf Firmenkosten durch die Gegend
fliegen und beischlafen ist strengstens verboten! Zumindest moralisch
verwerflich. In jedem Fall aber hochnotpeinlich. Also wählt die Firma
den logischsten Weg der Problembeseitigung: Abbitte leisten, 100
Vaterunser aufsagen und erklären, dass das nie hätte passieren dürfen
und natürlich nie wieder passiert ist und natürlich nie wieder
passieren wird. Großes Vertreter-Ehrenwort. Damit hebt sich Ergo von
den jüngsten Lügenbaronen der Vergangenheit ab, die unlängst Titel
und/oder Ämter niederlegen mussten, auch weil sie moralisch nicht
mehr tragbar oder gar vertrauenswürdig waren. Und Vertrauen ist bei
einer Versicherung das A und O. Das gewinnt man nach einem
Betriebsunfall am besten mit Ehrlichkeit zurück. So ehrlich, dass es
fast schon Selbstkasteiung ist: Wenn andere das machen, dürfen wir
das trotzdem nicht machen! Also gut. Die Öffentlichkeit wird aller
Voraussicht nach nicht mit einem Sturm der Entrüstung und von
Kündigungen über Ergo herfallen. Sie wird (wenn sie männlich ist)
grinsen oder (wenn sie weiblich ist) Gnade walten lassen. Der Name
Ergo aber steht für einen Tag auf den Titelseiten. Dass Ergo „ganz
anders“ ist, wissen nun wesentlich mehr Menschen als noch vor kurzem.
Nicht die schlechteste Marketingstrategie. Werden sich auch die 100
Budapest-Touristen denken.
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