Diese Diskussion muss auf das Volk der Armenier 
wirken wie ein zweites Martyrium, diesmal auf intellektueller Ebene. 
100 Jahre nach dem Massaker an geschätzt mehr als einer Million 
Menschen auf dem Territorium des damaligen Osmanischen Reiches ist 
die Debatte darum erneut entbrannt, ob es sich bei diesen Gräueltaten
um Völkermord gehandelt hat. Doch diese Debatte geht am eigentlichen 
Kern vorbei. Es geht vor allem darum, sich zu einer Verantwortung zu 
bekennen, die nicht zu leugnen ist. Dieser Tatsache muss sich auch 
der moderne türkische Staat als Rechtsnachfolger des Osmanischen 
Reiches stellen. Alle ausweichenden Erklärungen der vergangenen 
Wochen sind ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Auch Deutschland hat 
sich mit der Armeniendebatte lange Zeit schwergetan. Hier hat 
Bundespräsident Gauck zu Recht den Mut gefunden, im Vorfeld der 
heutigen Bundestagssitzung zu diesem Thema klar Stellung zu beziehen.
Er tat es Papst Franziskus gleich und bezeichnete die 
Massenvernichtung der Armenier als Völkermord. Zugleich räumte er 
eine deutsche Mitschuld an der Vertreibung der Armenier aus dem 
Osmanischen Reich durch das Militär der Kaiserzeit ein. Ein 
Bekenntnis, das nötig war. Aus Respekt und zur Ehre aller Opfer. Der 
Völkermord an den Armeniern muss für uns gleichfalls Mahnung dafür 
sein, dass auch religiöser Fanatismus in einem Blutbad enden kann.
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