Neue Westfälische (Bielefeld): Merkel in der Eurokrise Mit Leib und Seele ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Die europäische Schuldenkrise ist für
Bundeskanzlerin Merkel die größte Herausforderung. Denn je länger die
Krise dauert, desto klarer wird, dass vorsichtiges Taktieren und das
Bewegen in Trippelschritten allein nicht ausreichen. Dabei geht es
nicht nur um das Für und Wider von Eurobonds. Es reicht fürs erste,
dass sich Merkel und Sarkozy auf eine europäische
Wirtschaftsregierung geeinigt haben. Bekanntlich war die Kanzlerin
früher strikt dagegen. Wirtschaftsregierung heißt aber nichts anderes
als dass die Euro-Staaten ein Stück nationale Souveränität aufgeben
werden. Dass die Griechen die Schuldenbremse adoptieren, dürften
viele noch gut finden. Dass die Wirtschaftsregierung die starken
Länder zu mehr Solidarität mit den Schwachen verpflichtet, wird auf
weniger positives Echo stoßen. So formuliert Merkel das auch nicht.
Schon weil sie penibel auf Meinungsbilder achtet. Aber in der
Eurokrise hat es ihr bisher nicht genutzt, mit einem Teil der
Wahrheit hinterm Berg zu halten. Im Gegenteil. So ging Vertrauen
flöten. Allmählich kommt die Zeit, wo sie stehen und sich strategisch
positionieren muss. Es geht nicht mehr um Umfragen, sondern darum,
was richtig ist. Und ob die Merkel-CDU noch mit Leib und Seele
Europa-Partei ist. Auch dann, wenn es wehtut.

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