Neue Westfälische (Bielefeld): Nahverkehrsexperte: Preise für Bus und Bahn sind rasanter gestiegen als die Benzinpreise

Die Tarife für Busse und Bahnen sind in den
vergangenen 50 Jahren deutlich rasanter gestiegen als die
Spritpreise. Der Benzinpreis legte nach Berechnungen des
Statistischen Bundesamts in den vergangenen 50 Jahren um 458 Prozent
zu. Bahntickets verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 531 Prozent.
Bus, Straßen- und U-Bahnen wurden seit 1962 sogar um 944 Prozent
teurer. Das berichtet die in Bielefeld erscheiende Neue Westfälische
(Donnerstagsausgabe). „Das war auch für mich eine Überraschung“, sagt
Godehard Franzen, Bielefelder Nahverkehrsexperte. Er fordert deshalb
ein entschiedenes Gegensteuern und staatliche Unterstützung. „Der
ÖPNV ist Daseinsvorsorge und mithin eine staatliche Aufgabe.“ Erst
wenn man den Beobachtungszeitraum von 50 auf 20 Jahre reduziert,
zeigt sich, dass die Benzinpreise kräftiger gestiegen sind als die
Tarife für Bus und Bahn. Sprit verteuerte sich um 125 Prozent, die
Preise für die Bahn um 82 Prozent, die für Busse und Straßenbahnen um
rund 108 Prozent, rechnet Franzen vor. „Auf den ersten Blick werden
die Autofahrer also kräftiger zur Kasse gebeten.“ Allerdings nur auf
den ersten Blick. „Wenn man beim Auto eine Effizienzsteigerung von 30
Prozent gegenüber 1992 unterstellt, steigt der kilometer-bezogene
Benzinpreis bis heute nur um 57 Prozent.“ Außerdem seien auch die
Kosten für Neuwagen, für Ersatzteile und Wartung weitaus langsamer
gestiegen als die Preise für Fahrkarten. Dass es auch anders gehe,
zeige ein Blick nach Frankreich. Dort dürfen Kommunen eine
Nahverkehrsabgabe erheben. Diese müssten vor allem Unternehmen
zahlen, die davon profitierten, dass ihre Arbeitnehmer per ÖPNV zu
ihren Arbeitsplätzen pendelten. Diese Strategie wirke doppelt: Die
Ticketpreise sind niedriger als in Deutschland, die Investitionen in
die Infrastruktur des ÖPNV höher.

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