Neue Westfälische (Bielefeld): Nobelpreis für Liu Xiaobo Leuchtfeuer JOHANN VOLLMER

Es gibt nur zwei Kriterien, die einen Menschen
für den Friedensnobelpreis prädestidieren: Entweder eine erbrachte
Lebensleistung, oder eine noch zu erwartende. Im vergangenen Jahr
erhielt Barack Obama die Medaille als Vorschuss. Er hat die
Hoffnungen (bislang) nicht erfüllt. Was aber erhofft sich das Komitee
in Oslo nun vom chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo? Der Nobelpreis
ist immer eine politische Entscheidung. In diesem Jahr ist sie
besonders brisant. Oslo düpiert das Land, welches der Westen seit
Jahren mühsam auf den Tugenpfad der Demokratie schieben möchte.
Sollte das Komitee wegen vorangegangener chinesischer Drohungen aus
Trotz gehandelt haben, ist die Entscheidung falsch. Der Nobelpreis
wirkt hier schnell wie zuviel Bohnerwachs auf dem diplomatischen
Parkett. Statt zu glänzen, wird es glatt. Der Preis ist aber auch ein
Leuchtfeuer für alle Mutigen, die es wie Liu wagen, direkt in China
Menschenrechte einzufordern. Auch dann, wenn es die persönliche
Freiheit kostet. Wenn Friedensnobelpreisträger Inspiration nur auf
den roten Teppichen ausländischer Regierungen verbreiten können, ist
ihre Wirkung in der Sache gering. Der Wille zum Wandel muss aus
Chinas Gesellschaft selbst kommen. Ein Land dieser Größe ändert man
nicht von außen. Liu hat sich immer für China und gegen das Exil
entschieden. Er sitzt wie ein Splitter in der harten Hand Pekings.
Genau darin liegt seine Chance.

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