„Weniger Doktrin aus Ankara“
   Bielefeld. Vor dem Kongress zum „Muslimischen Engagement in NRW“ 
hat Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) den Islamverband Ditib 
zur Unabhängigkeit vom türkischen Staat aufgefordert. In einem 
Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen 
(Montagausgabe) sagte Stamp, die Ditib sei „ein heterogenes Gebilde“,
manche Mitglieder und Gemeinden sehnten Veränderungen in ihrem 
Verband herbei. „Wir hoffen auf eine Graswurzelbewegung innerhalb der
Ditib.“
   Der größte deutsche Moscheeverband ist eng an die türkische 
Religionsbehörde Diyanet gebunden. In den vergangenen Jahren hat die 
Ditib, unter anderem nach Spionagevorwürfen, einiges an Vertrauen 
verspielt. Stamp ermutigte die liberalen Ditib-Mitglieder zu einer 
offenen Debatte über freiheitlich-demokratische Werte. „Wir wünschen 
uns weniger Doktrin aus Ankara“, sagte der NRW-Vizeministerpräsident.
„Politik sollte bei der Religionsarbeit nicht im Vordergrund stehen.“
Die klassische Ditib-Arbeit in den Gemeinden umfasse wie in 
christlichen Kirchengemeinden vor allem Seelsorge.
   Der Kongress in Düsseldorf soll Muslimen in NRW ein Forum für 
einen kritischen Dialog bieten. Aus Sicht von 
NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) fühlen viele 
Menschen muslimischen Glaubens gesellschaftlich zurückgesetzt. „Wenn 
man sonntags in der Kirchengemeinde hilft, gilt das in Deutschland 
als ehrenamtliches Engagement“, sagte die türkischstämmige 
Christdemokratin. „Wenn man dasselbe in einer Moschee macht, gilt das
häufig immer noch als Parallelgesellschaft.“
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