Neue Westfälische (Bielefeld): Ostwestfalen-Lippe in NRW Zwischen Weltklasse und Kreisliga HUBERTUS GÄRTNER

Am kommenden Mittwoch wird in Paderborn der
erste Spatenstich für die „Zukunftsmeile Fürstenallee“ gesetzt. Im
ersten Anlauf werden in dieses IT-Forschungszentrum zwölf Millionen
Euro investiert. Etwa 160 Wissenschaftler aus den Bereichen
Maschinenbau, Elektronik und Informatik sollen dort arbeiten. In ein
paar Jahren, so die Planung, werden an der „Zukunftsmeile
Fürstenallee“ mehr als 1.000 hochkarätige Jobs und genauso viel
Studienplätze entstehen. Ein Highlight für Ostwestfalen-Lippe. Nicht
nur die Stadt Paderborn wird als Wissenschaftsstandort erheblich
aufgewertet. Letztlich dürfte die gesamte Region von dem Projekt
profitieren. Mit der „Zukunftsmeile Fürstenallee“ sei OWL „auf dem
Weg zu einer der erfolgreichsten Wirtschaftsregionen Europas“
frohlockt die Universität. Das klingt zwar ein wenig übertrieben.
Aber das Signal ist trotzdem richtig. Denn in Wirtschaft und
Wissenschaft hat OWL sehr viel zu bieten. Einige Disziplinen und
Unternehmen haben weltweite Bedeutung erlangt, ihre obersten
Repräsentanten genießen einen hervorragenden Ruf. In starkem Kontrast
dazu steht das politische Erscheinungsbild der Region. Es ist
weitgehend geprägt von Bedeutungslosigkeit und Provinzialismus. Auf
der Düsseldorfer Landesbühne, dort wo Politik gemacht und finanzielle
Mittel verteilt werden, muss die Region Ostwestfalen-Lippe wegen
ihrer „Randlage“ stets kämpfen, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
Leider war sie dort in den vergangenen Jahren nicht durch politische
Schwergewichte vertreten. Vage ist die Hoffnung, dass sich das mit
einer rot-grünen Minderheitsregierung ändert. Bei der wichtige
Standortwahl um einen millionenschweren Gesundheitscampus wurde die
Gesundheitsregion OWL vom Ruhrgebiet überflügelt. Gleiches droht dem
Vernehmen nach nun auch beim Ringen um eine medizinische Fakultät in
Bielefeld. Wer bündelt endlich die Kräfte der Region? Die Detmolder
Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl hätte das in den letzten
Jahren tun sollen. Aber ihre Strahlkraft blieb gering. Die FDP-Frau
bewegt sich lieber im Schatten als im Rampenlicht. Anstatt an einem
Strang zu ziehen, bremst sich OWL im politischen Raum selbst aus. Das
beste Beispiel dafür bietet die Debatte um einen Nationalpark im
Teutoburger Wald. Anstatt ihn zu errichten und damit einen weiteren
„Leuchtturm“ zu schaffen, wird endlos hin- und her debattiert.
Ähnlich armselig und zersplittert fällt die touristische Präsentation
aus, wo man sich nicht einmal auf das einheitliche Label „Teuto“
einigen kann. Auch die jüngsten Vorgänge um die OWL-Marketing GmbH
zeugen von „Kleinstaaterei“ und „Kirchtumspolitik“. Einige Kreise
verweigern der Marketing GmbH eine dringend benötigte finanzielle
Aufstockung und lassen die Organisation mit ihrer beschlossenen
Neustrukturierung im Regen stehen. Fazit: Manchmal ist OWL
Weltklasse, doch zu oft wird hier noch auf Kreisliga-Niveau gekickt.

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