Es gehört zur erklärten Mission seines 
Pontifikats: die moderne Gesellschaft vor den Gefahren des 
Säkularismus zu warnen. Jetzt hat sich Benedikt XVI. bei seinem 
Staatsbesuch in Großbritannien einer besondere Herausforderung 
gestellt. Er hat es ja nicht nur mit einem Land zu tun, in dem der 
anti-katholische Reflex tiefe Wurzeln hat. Nach der Abspaltung von 
Rom vor fast einem halben Jahrtausend setzte in England eine 
Verfolgung von „Papisten“ ein, die generell als Staatsfeinde 
betrachtet wurden. Noch heute gebietet die Verfassung, dass kein 
Katholik auf den britischen Thron gelangen darf. Und wer unter den 
Royals katholisch heiratet, verliert seinen Platz in der Thronfolge. 
Andererseits spielt das alles eine immer geringere Rolle, weil auch 
die Religion selbst einen immer niedrigeren Stellenwert in der 
Gesellschaft behaupten kann. Wenn der Erzbischof von Canterbury, 
Primas der anglikanischen Kirche, eine Rede hält, hört kaum jemand 
hin. In den öffentlichen Debatten spielen Kirchenführer so gut wie 
keine Rolle. Rund zwei Drittel der Briten können mit Religion wenig 
anfangen. Das Königreich ist ein zutiefst säkulares Land, mit einer 
generell liberalen Einstellung gegenüber Homosexualität, 
Geburtenverhütung, Abtreibung oder Stammzellenforschung – alles 
Themen also, bei den der Papst überkreuz mit seinen Gastgebern liegt.
Dominik XVI. ist kein Mann der Kompromisse, das hat er schon in 
seiner kurzen Ansprache beim Empfang durch die Queen deutlich 
gemacht. Er will weiterhin mahnen und warnen und den Glauben als 
zentrales Fundament der Gesellschaft wiederbeleben. So sehr seine 
Gastgeber, die britische Regierung und die Queen, ihm dabei Erfolg 
wünschen mögen: Die britischen Untertanen werden schwerer für seine 
Botschaft zu gewinnen sein.
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