Allmählich nimmt die Diskussion an den
Kühlproblemen der Bahn absurde Züge an. Der Sache angemessen ist die
scharfe Kritik schon seit Tagen nicht mehr. Wer mehr Verkehr auf die
Schiene bringen will, darf das Verkehrsmittel nicht aus kurzfristigem
politischem Kalkül beschädigen. Genau dies ist aber nun passiert. Die
Bahn ist natürlich nicht unschuldig an der Entwicklung. Zu spät wurde
zu halbherzig und unsensibel reagiert. Deshalb stand das Unternehmen
zu Recht am Pranger. Da halfen auch die angebotenen Kulanzregelungen
in Form von Ticketgutscheinen nichts mehr. Mittlerweile hat die Bahn
die Technik weitgehend im Griff. Die Vorwürfe blieben bestehen.
Selbst 500 Euro Schmerzensgeld für durch Hitze im ICE notwendig
gewordenen Arztbesuch reichen Kritikern nicht. Nun beugt sich die
Bahn und zahlt auch, wenn keine Praxis aufgesucht werden musste. Die
Anspruchshaltung gegenüber dem Unternehmen ist völlig überzogen.
Letztlich ist es das Geld des Steuerzahlers, das hier einer besseren
Reputation geopfert wird. Noch ärgerlicher ist die Doppelzüngigkeit
der Politik. Den Sparkurs der Bahn mit seinen Folgen haben beide
großen Parteien über Jahre stillschweigend hingenommen. Aber immer
wenn sich die öffentliche Meinung gegen die Bahn wendet, hauen
dieselben Politiker munter und fröhlich mit auf das Unternehmen als
Blitzableiter ein. Es wäre besser, wenn der Bund als Eigentümer klar,
deutlich und transparent seine Erwartungen an die Bahn formulieren
und durchsetzen würde. Mitleid muss man mit Bahnchef Rüdiger Grube
dennoch nicht haben. Wartungsintervalle, Reparaturetats oder die
Schulung des Personals für Notfälle hat er letzten Endes zu
verantworten. Aber die Kritik und die Bewertung der Vorfälle sollte
sich wieder zu angemessenen Ansprüchen zurückkehren.
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