Neue Westfälische (Bielefeld): Regierungskrise in Brüssel Belgien ist nicht die CSSR KNUT PRIES, BRÜSSEL

Warum sollen eigentlich Flamen und Wallonen
nicht tun, was Tschechen und Slowaken getan haben? Die beendeten 1993
nach einem dreiviertel Jahrhundert schiedlich-friedlich das
Zusammenleben im gemeinsamen Staat. Ob das nötig und nützlich war,
kann man debattieren. Es konnte aber mit überschaubarem Aufwand
vollzogen werden. Aufregung und Trennungsschmerz bei einem Teil der
Bevölkerung währten nur kurz. Aber: In der vormaligen CSSR war die
Gütertrennung kein Problem, in Belgien wäre sie noch vertrackter als
das existierende Staatswesen. Das Königreich besteht nicht aus zwei,
sondern aus drei Teilen – neben Flandern und der Wallonie gibt es die
eigenständige Region Brüssel. Die liegt in flämischem Gebiet und ist
deswegen die Hauptstadt Flanderns. Andererseits sprechen die
Einwohner dort meist Französisch. Sprachgemeinschaften gibt es
ebenfalls drei, neben Wallonen und Flamen eine Minderheit deutscher
Zunge. Es fehlt also an Sollbruchstellen. Dies mag die letzte
Hoffnung des zerbrechenden Staats sein – dass den Belgiern bei
näherem Hinsehen aufgeht, was für eine Energie-Verschwendung eine
Trennung wäre.

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