Neue Westfälische (Bielefeld): Rettung von Arminia Bielefeld Ein Bekenntnis Martin Krause

Die Krise gehört bei Arminia Bielefeld fast zum
Geschäftsmodell. Skandale, Abstiege und Beinahe-Pleiten haben immer
wieder für großes Theater und Emotionen gesorgt. Doch diesmal ist die
Krise so tief wie lange nicht – denn die Probleme waren immer nur
aufgeschoben, aber nie gelöst worden. So groß ist der Schlamassel,
dass er alle Beteiligten inklusive der Wirtschaft in OWL zu einem
Bekenntnis zwingt: Sein oder Nichtsein, Arminia? Dass der Ausbau des
Stadions teurer war als gedacht und den Verein mit Verzögerung fast
in den Ruin getrieben hätte, ist Teil der Wahrheit. Managementfehler
dürften hinzugekommen sein. Zehntausende Arminia-Fans werden
aufatmen. Denn jetzt heißt es: Schwamm drüber. Die Schüco-Arena, die
als „Alm“ bundesweit bekannt wurde, soll verkauft werden. Der Verein
verliert damit eine enorme Last und kann, wenn alles klappt, befreit
aufspielen. Dass die Arminia für ihre Bühne – den Rasen – künftig
Miete oder Pacht zahlen muss, ist den Vereinsoberen bewusst. Dass sie
ihre Seele verkauft hätten, wird ihnen aber niemand ernsthaft
vorwerfen. Viele Vereine können sich kein eigenes Stadion leisten.
Wozu auch? Der vom neuen Arminia-Macher Markus Rejek erarbeitete
Sanierungsplan entspricht Ideen, die schon vor Jahren in Bielefeld
die Runde machten. Der Unterschied: Diesmal scheinen die guten Ideen
mit konkreten Zusagen unterfüttert zu sein. Aus Flausen wurden
Konzepte. Bevor die Sektkorken knallen, sollten die Feinarbeiten
abgewartet werden. Einiges ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern,
vom Stadionverkauf bis zum Schuldenschnitt. Eine Rolle spielt dabei
auch die Frage an die Gläubiger: Dürfen die das? Auf Geld verzichten?
Für private Geber ist die Antwort einfach: Sie haben so die Chance,
wenigstens einen Teil ihres (oft wohl längst abgeschriebenen) Geldes
wiederzusehen. Und als Sponsoren tun sie tatsächlich etwas
Werbewirksames für OWL und seine Menschen und können dies steuerlich
geltend machen. Daraus und aus der Beteiligung der Stadt Bielefeld
und des Landes NRW ergibt sich die Frage, ob auch der Steuerzahler
zur Kasse gebeten werden darf. Für Fußballfans ist klar: Natürlich.
Wenn städtische Theater, deren Existenzberechtigung hier nicht
bezweifelt wird (im Gegenteil), alljährlich mit zweistelligen
Millionenbeträgen subventioniert werden, dann scheint ein geringeres
einmaliges Scherflein für einen Publikumsmagneten wie Arminia sehr
vertretbar. Ansonsten wäre noch mancher Posten in den öffentlichen
Haushalten angreifbar.

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