Neue Westfälische (Bielefeld): Russische Spione in den USA Aufgeflogen JOACHIM ROGGE, WASHINGTON

Wie ein Thriller liest sich die Anklage gegen
Moskaus Spionagering. Überaus trick- und fintenreich gingen die
bürgerlich getarnten Agenten offenkundig vor. Dass sie freilich schon
seit Jahren unter der Aufsicht des FBI ihre codierten Botschaften
verschickten, legt die Vermutung nahe, dass ihre übermittelten
Erkenntnisse die USA kaum in Gefahr brachten. Dessen ungeachtet ist
die Enttarnung dieses wohl größten Spionagerings seit dem Ende des
Kalten Krieges in den USA eine herbe Blamage für Russlands Führung.
Sie belegt, dass auch im Zeitalter der Entspannung das alte
Misstrauen weiter fortlebt. Dabei geht es heute weniger um die
Ausforschung militärischer Geheimnisse und das akribische Zählen von
Raketenköpfen. Im Fokus steht vor allem die Wirtschaftsspionage. Ohne
die Hilfe seiner Nachrichtendienste wäre die neue Supermacht China
gewiss nicht dort, wo sie heute steht. Auch im Russland Wladimir
Putins, der selbst aus der Kälte kam, sind die Geheimen längst noch
nicht verzichtbar. Überdies sollte niemand glauben, dass die
Kundschafter an der unsichtbaren Front nur eine Spezialität des
Ostens sind. Zumeist werden derartig peinliche Affären aber diskret
hinter den Kulissen verhandelt. Dies könnte sich nun ändern. Moskaus
Retourkutsche wird nicht lange auf sich warten lassen.

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