Einem Hartz-IV-Bezieher, der gegen eine einfache
Meldeauflage verstößt, können die Leistungen der Grundsicherung um 
zehn Prozent gekürzt werden. Dann wird aus fast Nichts eben noch 
etwas weniger. Das ist legal und gutes deutsches Recht. Wollen Reiche
und Superreiche in Deutschland keine Steuern zahlen, wollen sie ihr 
Flugzeug auf der Isle of Man für lau registrieren, aber sehr wohl von
den Gemeinschaftsstrukturen des hiesigen Wohlstandsstaates 
profitieren, dann steht ihnen der Weg über das Paradies offen. Ihnen 
helfen findige Anwälte, um sich im Darkroom der Steueroasen bei den 
Finanzleistungen für die Gemeinschaft auf beinahe Null zu bringen. So
wird aus viel Geld noch sehr viel mehr. Auch das ist in aller Regel 
legal. Und es ist schlechtes internationales und nationales Recht. Es
ist kein Trost, dass in Deutschland Leute wie Trumps tricksender 
Handelsminister keine echte Chance hätten. Es ändert an der 
Grundproblematik nichts, dass die Steuerwirklichkeit in einer 
globalisierten Welt zu oft nur denen von Nutzen ist, die tricksen 
oder sich professionelle Trickser leisten können. FDP-Vize Kubicki, 
ein schillernder Strafanwalt und ein Jamaika-Sondierer von zentraler 
Bedeutung, ist einer der wenigen, die das Thema ohne große moralische
Erregung auf den Punkt bringen. Kein Staat kann seine Bürger zwingen,
sich moralisch anständig zu verhalten. Mancher macht es, weil es sich
so gehört. Und das ist gut so. Andere verhalten sich gesellschaftlich
schofel. Das ist unanständig, aber es bleibt legal. Möglich gemacht 
wird ein schiefes Verhalten durch schlechte Gesetze, durch 
europäische Tatenlosigkeit bei den Steueroasen. Und ermöglicht wird 
die schräge Steuerpolitik durch Politiker, die die Bequemlichkeit 
einer großzügigen Sicht bei den Großen lieben. Und durch Politiker, 
die sich besonders stark engagieren, wenn es gegen die Rumpeleien bei
den kleinen Kunden der Finanzämter geht. Jetzt könnte sich über die 
Steuerdebatte nach den Paradise Papers unversehens ein knackiges 
Thema für Jamaika ergeben. Wie wäre es, wenn sich CDU, CSU, FDP und 
Grüne den Kampf um größtmögliche Steuerehrlichkeit von Buxtehude bis 
Malta vornähmen und nur noch Steuergesetze durchließen, die klar 
verständlich und frei von großen Gestaltungsspielräumen sind? Dann 
hätten die ungleichen Partner eine gemeinsame Überschrift, und die 
Enthüllung hätte tatsächlich etwas bewirkt
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