Neue Westfälische (Bielefeld): Thema kursiv Strategische Genesung KNUT PRIES

In der Vergangenheit lasen sich viele Berichte
über die Nato wie ärztliche Bulletins vom Bett eines Schwerkranken:
Zustand Besorgnis erregend, Überleben nicht gesichert. Gemessen daran
kann man leichte Besserung konstatieren: Das Bündnis ist einen
Schritt vom Rande des Grabes zurück getreten. Über die neuen und
künftigen Bedrohungen, von der Tanker-Piraterie bis zum Datenkrieg,
und die Notwendigkeit, sie zu bekämpfen, herrscht Einigkeit. Dasselbe
gilt für die Raketenabwehr. An einer pragmatischen Partnerschaft mit
Russland basteln selbst die Osteuropäer mit. Abrüstungspolitik hat
wieder Konjunktur. Aus solchen großen Linien besteht das neue
Strategische Konzept, und so weit die Nato daran arbeitet, sieht sie
recht gesund aus. Vor zwei Illusionen ist zu warnen. Erstens: Auch
wenn alle eisernen Sparwillen geloben – billiger wird die Sicherheit
nicht. Zweitens: Strategie-Pläne sind eine nützliche Sache, ersetzen
aber nicht den Erfolg im tatsächlichen Einsatz. Wie robust die Nato
auf Dauer ist, entscheidet sich nicht auf dem Lissaboner Gipfel,
sondern vor allem in Afghanistan.

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