Neue Westfälische (Bielefeld): Umweltdaten 2015 Wider besseres Wissen Wolfgang Mulke, Berlin

Die immer extremeren Wetterlagen wie die
aktuelle Hitzewelle sind beste Belege für den Klimawandel. Die
Vernunft hat darauf längst in weiten Teilen der Bevölkerung eine
Antwort gefunden. Der Ausstoß von CO2 muss verringert werden, wenn
die Erde sich nicht in einen Dampfkessel verwandeln soll. Doch grau
ist alle Theorie. Wenn es um die Praxis geht, bleibt das rationale
Wissen schnell auf der Strecke. Das muss sich ändern. Der
Verkehrssektor ist ein gutes Beispiel für die Diskrepanz zwischen
Erkenntnis und Umsetzung. Während Wohnungsbesitzer und Häuslebauer
durch Auflagen und Förderung für einen effizienteren Umgang mit der
Energie sorgen, tut sich in den Mobilitätsnetzen herzlich wenig. Der
Güterverkehr auf der Straße wächst rasant an, schwere und
umweltschädliche Autos erfreuen sich großer Beliebtheit. Die
individuelle Mobilität und eine nimmersatte Nachfrage nach in großer
Entfernung entstehenden Gütern haben Vorfahrt vor dem Klimaschutz.
Wer immer gegen diese Mehrheit die notwendigen Einsparungen beim
Treibhausgas durchsetzen will, muss sich warm anziehen oder als
Politiker mit der Abwahl rechnen. Deshalb verhallen Forderungen wie
die jetzt vom Umweltbundesamt oder Naturschutzverbänden aufgestellten
nach einer Verkehrswende meist ungehört. Weniger Lkw auf den
Autobahnen finden zwar die meisten Autofahrer gut, nicht jedoch die
Wirtschaft. Ein Tempolimit und kleinere Pkw rütteln am Freiheitsideal
vieler Bürger. Erst wenn sich diese Grundhaltungen ändern, und das
müssen sie über kurz oder lang, wird auch der Verkehr einen echten
Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Dabei gibt es genügend
Vorschläge, die zu einer umweltverträglicheren Mobilität führen, ohne
die individuellen oder ökonomischen Freiheiten allzu sehr
einzuschränken. Mit einem riesigen Schienennetz steht ein guter
Ersatz für den Transport von Gütern bereit. Hochgeschwindigkeitszüge
sind auf immer mehr Strecken eine bequeme und schnellere Alternative
zum Flugzeug. Und der Verzicht auf ein paar PS und einige Kilo
Gewicht macht das Autofahren kaum weniger attraktiv. Diese
Überzeugungsarbeit steht nun als Aufgabe an, an der sich jeder
beteiligen sollte.

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