Der Irak-Krieg ist vorbei. Es wäre schön, könnte
man dies zum Abzugs der letzten US-Kampftruppen auch tatsächlich so 
eindeutig behaupten. Der stille, nächtliche Rückzug über die Grenze 
nach Kuwait wirkt fast wie eine Flucht. Keine Fanfaren, keine 
Trompetenstöße – auch Präsident Barack Obama spielt den Abzug aus 
guten Gründen herunter. Von stabilen Verhältnissen, von innerem 
Frieden ist der Irak gut sieben Jahre nach dem Einmarsch der 
US-Truppen noch immer weit entfernt. Und es mutet fast schon 
fahrlässig an, den offiziellen Abzug der Kampfeinheiten ausgerechnet 
in einem Moment zu forcieren, in dem die Lage im Irak wieder zu 
kippen droht. Am Horizont schimmert längst die Gefahr eines erneut 
religiös aufgeladenen Bürgerkriegs. „Augen zu und raus“ – Obama hatte
freilich keine andere Wahl. Er ist an sein Versprechen gebunden, die 
Truppen heim zu holen, ungeachtet der Situation an Tigris und 
Euphrat. Amerika ist kriegsmüde und des Irak-Krieges überdrüssig. 
Zwei Drittel seiner Landsleute weiß Obama bei dem Entschluss hinter 
sich, den Kriegseinsatz im Irak jetzt formell zu beenden. Trotz des 
Abzugs der Kampftruppen, der tatsächlich erst Ende des Monats 
endgültig abgeschlossen sein soll, ist der Irak-Krieg freilich noch 
lange nicht vorbei. 50.000 Soldaten bleiben mindestens bis Ende 
nächsten Jahres weiterhin im Land stationiert. Einen hohen Preis 
haben die USA für diesen Krieg bezahlt, der länger als der 2. 
Weltkrieg dauerte. 4.400 US-Soldaten ließen ihr Leben, Tausende 
kehrten kriegsversehrt und traumatisiert heim. Und die Kosten in Höhe
von bislang etwa 1.000 Milliarden Dollar haben Amerikas Finanzen 
ruiniert. Vom Aufbau einer Demokratie nach westlichem Vorbild ist im 
Irak schon lange nicht mehr die Rede. Kein Grund für Fanfaren und 
Trompetenstöße.
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