Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck
korrigiert mich meine elfjährige Tochter, wenn ich von einer
Tätowierung spreche: „Ach, Du meinst ein Tattoo.“ Ähnlich ist ihre
Reaktion, wenn ich vom Rechner statt vom Laptop spreche, von
Turnschuhen statt Sneakern oder vom Kaputzenpulli statt vom Hoody.
Sprache ist nicht statisch, Sprache lebt, Sprache wandelt sich. Und
auch, wenn Journalisten Anglizismen gerne verteufeln, sind sie doch
längst Teil der alltäglichen Sprache. Und sicher ist jeder, der
Deutsch spricht froh, dass wir nicht mehr so reden, wie Goethe damals
schrieb. Dass das Alte überholt ist. Sprachentwicklung und -wandel
sind also gut und notwendig. Die von den Lehrern kritisierte
Verrohung der Sprache hat aber eine andere Qualität. Das ist keine
gesunde Entwicklung, sondern ein Abstieg. Da muss der Wandel Grenzen
haben. Vor allem durch die zunehmend anonymer werdenden
Kommunikationswege über das Internet verschwinden die Hemmungen. Das
gilt für neue Bekanntschaften ebenso wie für neue Feindbilder. Die
wenigsten Nutzer haben den Mut, schnell geschriebene Anmachsprüche
oder Hasskommentare ihrem Gegenüber ins Gesicht zu sagen. Respekt
macht die Qualität des persönlichen Gesprächs aus. Das mag altmodisch
sein, aber gut.
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