Neues Deutschland: Blendwerk – Kommentar zur Bestzung von Aufsichtsräten durch hochrangige Politiker

Sie sind Mitglieder in Rundfunk- und Fernsehräten,
Kuratorien und Verwaltungsräten, sie sitzen in Präsidien,
Förderkreisen, Freundeskreisen, Stiftungsräten und wissenschaftlichen
Senaten. Und sie haben Mandate in Aufsichtsräten wirtschaftlicher
Unternehmen, einige auch als deren Vorsitzende. Wer in der
Bundesrepublik einmal in die obere Politiketage aufgestiegen ist, gar
als Staatssekretär, Minister oder Regierungschef, hat beste Aussicht
auf Nebentätigkeiten und -funktionen, häufig gleich im halben
Dutzend. Dabei geht es höchstens am Rande um zusätzliche Einkünfte,
manches ist ehrenamtlich, bei anderem werden Vergütungen an die
eigene Partei weitergeleitet. Aber die Funktionen bringen vor allem
eines: mehr Sterne auf der Schulterklappe.

Und wie diese existieren auch die sie symbolisierenden Funktionen
zumeist nur als Blendwerk. Denn welcher Normalsterbliche sollte ein
Land oder ein Regierungsressort verantwortlich leiten und »nebenher«
noch ein Großunternehmen vernünftig beaufsichtigen können? Die acht
Minister und Staatssekretäre, die im 15-köpfigen Aufsichtsrat der
Flughafen Berlin Brandenburg GmbH sitzen, können der von ihnen
»bekleideten« Aufgabe gar nicht gerecht werden. Jede Kritik, dass
Wowereit – Platzeck, Markov, Christoffers et al – das teure Desaster
um den Schönefelder Flughafen hätten voraussehen, verhindern oder
rechtzeitig korrigieren können, trifft nicht den entscheidenden Punkt
eines falschen Systems. Man dürfte solche Aufgaben nicht in die Hände
von Politikern legen, denen dafür das Nötigste fehlt: Zeit und Kraft.

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