Politiker und Polizeiführer beschwören die Schlacht
um Gorleben. Krawalle wie nie zuvor werde es im November im Wendland
geben, orakeln unisono Niedersachsens Innenminister Schünemann und –
via »Focus« – das Bundeskriminalamt. Angeblich gibt es eine »immer
größere Einflussnahme linksextremistischer Gruppen auf die
bürgerliche Protestbewegung«. 17 000 Polizisten, ausgestattet
mit Hochdruckwasserwerfern und Räumpanzern, sollen die Atommüllfuhre
deshalb bewachen.
Tatsächlich ist die Empörung groß im Kreis Lüchow-Dannenberg und
anderswo. Dass die Bundesregierung längere AKW-Laufzeiten beschloss
und die Energiekonzerne mit Milliarden beschenkte, macht die Menschen
ebenso zornig wie die Kaltschnäuzigkeit, mit der die Regierung den
Salzstock Gorleben wider besseres Fachwissen zum Endlager für den
Atomschrott ausbauen lässt. 100 000 demonstrierten vor
Monatsfrist in Berlin, Zehntausende wollen sich quer〜stellen,
wenn in drei Wochen die Castoren kommen. An Gewalt, an einer finalen
Schlacht gar, hat die Protestbewegung jedoch kein Interesse.
Schünemann und Co. kalkulieren wohl anders. Sendet das Fernsehen
Bilder von Stein- und Flaschenwürfen, lässt sich die
Anti-Atom-Bewegung leicht kriminalisieren. Da spekulieren
Ordnungshüter schon mal über das Einschleusen »vermummter
Steinewerfer«. Fliegen erst mal Steine, erscheint eine harte Reaktion
der Staatsmacht gerechtfertigt – und der Protest diskreditiert.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715