neues deutschland: DDR-Bürgerrechtler fordern EKD zu neuer Ostdenkschrift auf

Frühere DDR-Bürgerrechtler haben die Evangelische
Kirche in Deutschland (EKD) aufgefordert, sich für eine Denkschrift
zur Herstellung einer europäischen Friedensordnung einzusetzen. Das
berichtet die in Berlin erscheinende Tageszeitung „neues deutschland“
(Freitagausgabe). Gespräche und Kontakte zwischen der NATO, der EU
und Russland müssten in Gang bleiben oder erneuert werden, heißt es
in dem Aufruf. Sicherheit in Europa werde es nur mit Russland geben.
Russland dürfe nicht zum Feind gemacht werden, sein
Sicherheitsbedürfnis sei „ebenso berechtigt wie unser eigenes. Das
gilt auch für die an Russland grenzenden Staaten und die
Unverletzlichkeit der Grenzen überall in Europa.“ Im Rahmen einer
kooperativen Friedensordnung müsse die Rolle der OSZE wieder gestärkt
werden.

Anlässlich des derzeit in Stuttgart stattfindenden Evangelischen
Kirchentags werden die Europäische Union „und darin vor allem
Deutschland“ aufgefordert, damit aufzuhören, „Waffenexporte außerhalb
der NATO als Beitrag zur Friedenssicherung zu kaschieren“. Eine neue
Denkschrift solle zum Ausdruck bringen, „dass sich Deutschland seiner
doppelten Verantwortung für Frieden und Versöhnung Europa bewusst
bleibt“, schreiben die Autoren mit Blick auf die deutschen Verbrechen
im Zweiten Weltkrieg. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören
Almuth Berger, Ruth Misselwitz, Hans Misselwitz, Heino Falcke und
Hans-Jochen Tschiche.

Der Aufruf knüpft an die Ostdenkschrift aus dem Jahre 1965 an.
Damals hatte die EKD mit der Forderung nach einem neuen Verhältnis
der Bundesrepublik zu Polen und anderen osteuropäischen Staaten
heftige Diskussionen ausgelöst und letztlich der späteren Ostpolitik
der sozialliberalen Bundesregierung den Boden bereitet.

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