Angesichts zunehmender Grenzkontrollen in Europa
sieht die deutsch-italienische Politikerin Laura Garavini die
Freizügigkeit in Gefahr. In Ausnahmefällen, wie akuter Terrorgefahr,
müsse es zwar Einschränkungen geben. „Gleichzeitig müssen wir alles
in unserer Macht Stehende tun, um die Freizügigkeit und die
Möglichkeit zu schützen, Sozialrechte in Anspruch zu nehmen“, sagt
die Abgeordnete, die für die regierende Partito Democratico im
italienischen Parlament sitzt, im Interview mit der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“ (Dienstagausgabe).
Garavini warnt vor einer Re-Nationalisierung in Europa. Die
Antwort auf die derzeitigen Probleme könne nur „mehr Europa“ sein.
„Wir dürfen uns nicht durch unsere Ängste bremsen lassen“, sagt die
Sozialdemokratin, die auch Vorsitzende der deutsch-italienischen
Parlamentariergruppe im Abgeordnetenhaus in Rom ist. Die Regierung
von Matteo Renzi verfolge daher eine pro-europäische Politik, die
auch zum Ziel hat, den Einfluss der südeuropäischen EU-Mitglieder zu
erhöhen. „Alle Partner in Europa müssen gleichberechtigt behandelt
und die Interessen der Länder verteidigt werden, die unter der
wirtschaftlichen Krise gelitten haben und teilweise immer noch
leiden“, sagt Garavini.
Mit Blick auf das 60-jährige Jubiläum des deutsch-italienischen
„Anwerbeabkommens“, infolgedessen ab Januar 1956 hunderttausende
Italiener zum Arbeiten nach Deutschland gekommen sind, hebt Garavini
die Bedeutung von Integrationsmaßnahmen hervor. „Nach Schließung des
Anwerbeabkommens wurde jahrelang nichts in Sachen Integration
unternommen.“ Die Folgen sehe man noch heute: „Die Kinder in der
dritten und auch in der vierten Generation sind immer noch
unterdurchschnittlich erfolgreich, sowohl an Schulen als auch bei
Ausbildungsangeboten in Deutschland“, so Garavini.
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