neues deutschland: Frauenrechtsorganisationen kritisieren BKA-Zahlen zu Gewalt gegen Frauen als unbrauchbar

Über das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen gibt es in
Deutschland nicht genügend gesicherte Erkenntnisse. Das kritisieren
die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ und der Bundesverband
der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff). „Bei den
jährlichen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik ist das
entscheidende Kriterium die Anzeigebereitschaft der Frauen. Die
Statistik des Bundeskriminalamts erlaubt daher keine Aussage darüber,
wie das wirkliche Vorkommen von Gewalt gegen Frauen in Deutschland
aussieht. Leider gibt es darüber viel zu wenige Zahlen“, sagte Katja
Grieger, Sprecherin des bff, anlässlich des „Internationalen Tags
zur Bewältigung von Gewalt gegen Frauen“ der in Berlin erscheinenden
Tageszeitung „neues deutschland“ (Donnerstagsausgabe).

Die letzte deutsche Dunkelfeldstudie des Familienministeriums
stamme aus dem Jahr 2004 und komme zu dem Ergebnis, dass  etwa jede
vierte Frau körperliche und/oder sexualisierte Gewalt in ihrer
Partnerschaft erlebe, jede siebte Frau einmal in ihrem Leben schwere
sexualisierte Gewalt erleide. „Es müsste dringend mehr Forschung
geben, damit auch festgestellt werden kann, ob die Gewalt abnimmt
oder zunimmt und wie sie sich gegebenenfalls verändert“, so Grieger.

Ähnliche Kritik äußert Birte Rohles, Sprecherin von „Terre des
Femmes“: „Gewalt an Frauen ist weltweit ein Problem, aber leider sehr
häufig ein verdecktes Problem. Viele Betroffene zeigen die Straftaten
nicht an, es gibt also ein großes Dunkelfeld. Solange es nicht
regelmäßige Dunkelfeld-Studien gibt, wissen wir nicht, ob Deutschland
im Vergleich besonders schlecht dasteht.“

Rohles weist zudem darauf hin, dass sich die Gewalt gegen Frauen
durch das Internet wandelt. „Ein Teil der Gewalt verlagert sich auf
die sozialen Medien wie Facebook oder Instagram.“ Dazu könne gehören,
intime Fotos ohne Einverständnis der Betroffenen zu veröffentlichen,
um diese bloßzustellen. Ebenso könne mit Hilfe der sozialen Medien
viel stärker Kontrolle über den Partner oder die Partnerin ausgeübt
werden.

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