Neues Deutschland: Gelungene Integration

Selten wurde über die Integration von Migranten
soviel geredet wie zurzeit. Die Debatte ist dabei von einer
wachsenden Hysterie geprägt. Wie aber ist es um die Integration
wirklich bestellt? Eine gewagte, aber, wie ich finde, zutreffende
These ist die: Mit der Integration geht es voran – die derzeitige
Debatte ist ein Beleg dafür.

Jahrzehntelang hat die Aufnahmegesellschaft die Lebenswelt der
Einwanderer nur am Rande wahrgenommen. Alle Probleme, die heute
diskutiert werden – Zwangsehen, religiös verbrämte
Moralvorstellungen, Sprachdefizite – gab es vor 20, 30 Jahren in
einem viel stärkeren Maße als heute. Nun aber wird durch den Aufbruch
der zweiten, dritten Einwanderergeneration in die
Mehrheitsgesellschaft diese mit den Problemen konfrontiert –
zumindest mittelbar, denn die Jungen tragen mit sich den Rest jener
Kultur, die ihre Eltern mitgebracht haben. Diese Besinnung auf die
eigenen Wurzeln gibt Halt in der »neuen Welt«, erzeugt innerhalb der
Aufnahmegesellschaft aber auch Bedrohungsängste – schließlich hallt
in dieser Besinnung das als rückständig Empfundene nach.
 Wahrscheinlich muss die Aufnahmegesellschaft die derzeitige
Hysterie durchleiden, um ihre eigenen Ängste zu überwinden. Inmitten
dieses Leidens gibt es Hoffnung: Erstmals werden künftig an deutschen
Hochschulen in größerem Umfang islamische Religionslehrer
ausgebildet.

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