Die Moskau-Reise des griechischen
Ministerpräsidenten Alexis Tsipras an diesem Mittwoch ist nach
Ansicht des griechischen Politikwissenschaftlers Konstantinos Filis
kein ganz normaler Antrittsbesuch. Die Visite sei von „hoher
symbolischer Bedeutung und mit Erwartungen verbunden“, sagte Filis im
Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „neues
deutschland“ (Mittwochausgabe). Den Vorwurf eines Affronts Athens
gegenüber der EU weist Filis zurück. „Hier handelt es sich um eine
Heuchelei unserer europäischen Partner. Die erlauben sich selbst,
ihre Beziehungen zu Russland, zu China und zu diversen anderen
Ländern entsprechend ihrer eigenen nationalen Interessen zu
gestalten. Griechenland aber soll darauf verzichten, mit dem
Argument, dies stehe im Gegensatz zu den europäischen Interessen“,
erklärte der Forschungsdirektor am Institut für internationale
Beziehungen der Panteion Universität Athen.
Die Befürchtungen, Griechenland könne sich zugunsten Russlands von
der EU abwenden, hält Filis für unbegründet. „Russland ist
keinesfalls eine Alternative oder ein Ersatz bei einem angenommen
Bruch mit der EU.“ Der russische Präsident Wladimir Putin sei
vielmehr daran interessiert, dass Griechenland in der Eurozone und in
der EU verbleibt. „Denn nur dann hätte es einen Verbündeten bei dem
Versuch, seine Beziehungen zur EU wieder zu normalisieren. Ein
prorussisches Griechenland außerhalb der EU und ohne Einfluss nutzt
ihm gar nichts“, so Filis.
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