neues deutschland: Kommentar zu den Folgen der Sparpolitik in Griechenland: Im deutschen Interesse

Wahre Worte kamen am Montag aus dem Hause des
Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). »Im Ergebnis sind wir
in der Industrie überzeugt, dass der griechische Markt für deutsche
Unternehmen wieder attraktiver wird«, verlautbarte
Hauptgeschäftsführer Joachim Lang in der »Rheinischen Post«.

Nur ist das Problem mit der Attraktivität, dass man dafür meist
leiden muss. Und im Falle Griechenlands ist es die Bevölkerung, die
massiv für die Attraktivität gegenüber deutschen Unternehmen leiden
muss. Knapp jeder fünfte Grieche ist noch arbeitslos, und wer sich
»glücklich« schätzen kann, in der freien Wirtschaft einen Job zu
haben, der muss in jedem dritten Fall mit weniger als 700 Euro netto
im Monat vorliebnehmen. Um nur mal zwei Zahlen zu nennen, die die
griechische Misere beschreiben.

So fragt man sich auch nach dem Ende des dritten Kreditprogramms,
wem diese »Hilfe« für Griechenland eigentlich helfen sollte. Denn
während die von den Gläubigern aufoktroyierten harten Sparauflagen
das Land in eine soziale und wirtschaftliche Katastrophe führten,
machte Deutschland einen guten Deal. Nicht nur, dass der Bund
letztlich an den Krediten für Griechenland Milliarden an Zinserträgen
verdient, auch sicherte sich die hiesige Wirtschaft schon manch ein
Sahnestück, das bei Privatisierungsmaßnahmen in Hellas für einen
Apfel und ein Ei auf den Markt geworfen wurde. So waren die »Hilfen«
für Griechenland vor allem eins: im deutschen Interesse.

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