neues deutschland: Kommentar zu Rufen nach Diplomatie im Syrien-Konflikt: Zynisches Angebot

Manchmal geht es bei Angela Merkel ziemlich
schnell. Deutschland werde sich an militärischen Aktionen nicht
beteiligen, hatte die Kanzlerin zu den Drohungen des US-Präsidenten
in Richtung Syrien erklärt. Immerhin, möchte man sagen, denn anderen
deutschen Politikern wäre eine Unterstützung des Angriffs auf
vermeintliche syrische Giftgaslabore lieber gewesen. Dass Deutschland
sich zurückgehalten hat, könnte diplomatische Möglichkeiten eröffnen.
Doch den Druck machen derzeit andere. Allen voran Frankreichs
Präsident, dessen widersprüchliche Betriebsamkeit – heute schießen,
morgen verhandeln, zack zack – an Louis de Funès erinnert. Emmanuel
Macron ist dabei, sich als weltpolitisches Alphatier zu profilieren;
der unberechenbare Donald Trump lässt da genügend Freiraum. Dass
Macron jetzt, kaum sind die Rauchwolken über den Raketeneinschlägen
verweht, zu Gesprächen aufruft, dokumentiert einen ausgewachsenen
Zynismus. Solche Gespräche können nicht erfolgversprechend verlaufen,
wenn über ihnen unausgesprochen die Drohung eines nächsten Angriffs
schwebt. Vielleicht ist es im Zuge des jahrelangen Propagandakriegs
in Vergessenheit geraten: Egal, wie man zu Präsident Assad steht –
Syrien ist noch immer ein souveräner Staat und kein
Abenteuerspielplatz für allerhand Groß- und Mittelmächte. Wer
wirklich eine diplomatische Lösung will, darf die Verhandlungspartner
– und hier vor allem Russland – nicht brachial brüskieren.

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