Dieses Ergebnis hätte der Thüringer Landtag früher haben können, 
wenn ein Minimum an politischem Verstand im Spiel gewesen wäre: Bodo Ramelow 
wurde zum Ministerpräsidenten einer Minderheitsregierung gewählt. Die Wahl 
verlief ohne Tricks und Peinlichkeiten; anders als vor vier Wochen. CDU und FDP 
machten sich nicht noch einmal zum Handlanger der AfD. Ihnen muss man dennoch 
ankreiden, dass sie es auch nach einem Monat hochemotionaler 
Auseinandersetzungen nicht fertigbrachten, einen Unterschied im Umgang mit der 
AfD und der Linkspartei zu dokumentieren. Sie signalisierten gleiche Distanz 
nach links und rechts; das ist eine Verharmlosung der AfD. Ein Bekenntnis zu 
Demokratie und einer toleranten Gesellschaft sähe anders aus. Gut möglich, dass 
Thüringen einen Dauerwahlkampf erlebt, bis zur Landtagswahl im April 2021. 
Alles, was in den nächsten Monaten passiert, wird maßgeblich auf dieses Datum 
ausgerichtet sein. Der Umgang mit der rot-rot-grünen Minderheitsregierung ist 
auch aus diesem Grund keine Routine, sondern eine enorme demokratiepolitische 
Herausforderung. Erstens, weil es damit kaum Erfahrungen gibt. Zweitens, weil 
zwischen demokratischer Haltung und parteipolitischen Egoismen vermintes Gelände
liegt. Und drittens, weil der Schock vom 5. Februar allen noch in den Knochen 
steckt. Hoffentlich. Denn nichts wäre schlimmer, als diesen Tabubruch zu 
vergessen. Das ist die eigentliche Herausforderung.
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