Erdogan und Putin haben mit der Vereinbarung von
Sotschi zu Idlib einen in dieser Tragweite kaum erwarteten
politisch-diplomatischen Erfolg erzielt, standen sie sich doch als
Repräsentanten tief im Syrien-Krieg verwickelter Regionalmächte dort
als Antipoden gegenüber: der eine sehr eindeutig für den Sturz
Assads, der andere genauso unmissverständlich dagegen.
Doch sie schafften das. Ganz ohne Zauberformel. Denn es gibt
weitere Konfliktlinien in Europa/Vorderasien, wie jene zwischen der
EU und der Türkei sowie zwischen Russland und dem Westen allgemein,
und diese schieben Ankara und Moskau fast ohne deren eigenes
Bestreben auf dieselbe Seite der imaginären Barrikade.
Das gefällt im Westen sehr wenig. Und so fällt der Beifall, dass
es nun bis auf Weiteres nicht zum zuvor so lautstark gegenüber Putin
geforderten Verzicht auf den Sturm Idlibs kommt, erkennbar säuerlich
aus. Man misst mit zweierlei Maß. So schweigsam, wie die Befreiung
Mossuls in Irak vor Jahresfrist nach monatelangen Angriffen der
US-Luftwaffe erfolgte, bei denen man nie auch nur nach einem zivilen
Opfer fragte, so sehr wurden jetzt schon im Vorhinein die Zahlen der
getöteten Zivilisten hochgerechnet. Und die moralische Schuld dafür
allein Assad und den Russen zugeschoben. Nein, die
Friedensnobelpreisträgerin EU hat auch bei Idlib die Chance verpasst,
sich wenigstens im Nachhinein der unverhofften Ehre durch die Jury
aus Oslo würdig zu erweisen.
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