neues deutschland: Kommentar zur Zahlungsmoral der UN-Mitglieder: Rolle rückwärts ins Nationale

Es war eine ehrbare Idee: Auf den Trümmern zweier
Weltkriege sollte eine neue Ordnung entstehen, eine Ära der
Zusammenarbeit und des Friedens auf diesem Planeten herrschen. Doch
von Anfang an wurde die UNO von den sich bildenden Blöcken
instrumentalisiert. Und trotzdem ging von den Vereinten Nationen eine
Signalwirkung aus, für Frieden und Gerechtigkeit. Bis heute setzt die
UNO deutliche Zeichen gerade gegen die Willkür der Supermächte, wie
zuletzt beim geforderten Atomwaffenverbot. Doch die Macht der vielen
Schwachen gegen die wenigen Mächtigen setzte auch immer voraus, dass
letztere sich – in der Theorie – einer multilateralen Institution
unterordneten. In der Praxis wurde diese Verpflichtung jedoch oft
ignoriert. Dass die Vereinten Nationen und vor allem der
Sicherheitsrat und dessen Struktur mit den fünf Vetomächten im 20.
Jahrhundert steckengeblieben sind, ist offensichtlich. Dass die
ständigen Sicherheitsratsmitglieder an einer Reform kein Interesse
haben, ebenso. Neu ist, dass in der weltweiten Rolle rückwärts zum
nationalen Alleingang mindest der größte Akteur nicht mal mehr
Interesse an der Institution Vereinte Nationen heuchelt. Schon lange
zahlen die USA ihre Beiträge nicht, verspätet oder nicht in der
vertraglichen Höhe. Wenn der eigene Staat Fixpunkt jeglichen
Interesses ist, dann ist es auch konsequent, die UN zu schleifen.
Damit sind die USA allerdings nicht allein. Das 21. Jahrhundert droht
ein altbekanntes zu werden.

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