Die Gesundheitsreform hat was vom Oktoberfest.
Obwohl die Maß nicht voller ist, wird an der Preisspirale gedreht.
Die Brauer verdienen, die Wirte kassieren, die Trinker zahlen – jedes
Jahr ein bisschen mehr.
Für die Gesundheit sollte uns nichts zu teuer sein, argumentieren
die Reformer. Schließlich werden wir älter, können viele Krankheiten
heilen und Schmerzen besser bekämpfen. Vor lauter Dankbarkeit
übersehen wir oft, dass nicht in erster Linie das Alter steigende
Kosten verursacht, sondern der wissenschaftlich-technische
Fortschritt. Doch der bringt eben nicht nur Segen, sondern auch
Fluch. Viele Hersteller profitieren leider auch dann, wenn sie ein
überflüssiges Arzneimittel, eine nutzlose Behandlungsmethode oder ein
sinnloses Hilfsmittel auf den Markt bringen – bezahlen müssen es die
Versicherten dennoch.
Das kann so weitergehen, meint der Bundesgesundheitsminister. Gut
Verdienende sollen sich nach seiner Meinung nicht länger mit den
armen GKV-Schluckern in ihrer schlecht verwalteten Kasse
solidarisieren. Arbeitgeber bekommen, was ein Versicherter nicht mal
mehr zu träumen wagt: die Garantie stabiler Beiträge, obwohl die
Spatzen von den Dächern pfeifen, dass dadurch keine Arbeitsplätze
geschaffen werden. Ärzte und Kliniken müssen ebenso wenig mit
größeren Einbußen rechnen. Sie alle können eine Maß nehmen, wenn
dieses Gesetz in Kraft tritt. Dem Versicherten dürfte der Appetit
vergangen sein.
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