neues deutschland: Politologe: Volksverräter-Vorwürfe bei Pegida sind typisches Verschwörungsdenken

Die „Lügenpresse“- und „Volksverräter“-Vorwürfe bei
Pegida-Demonstrationen sind nach Ansicht des Politikwissenschaftlers
Jan Rathje typische Beispiele für Verschwörungsdenken. Sie zeichneten
„ein bestimmtes Feindbild und gleichzeitig auch ein positives
Selbstbild“ und gäben vor, umfassend die Welt zu erklären, sagte
Rathje im Interview mit der in der Berlin erscheinenden Tageszeitung
„neues deutschland“ (Donnerstagausgabe). Anhänger von
Verschwörungsideologien glaubten so etwas „nicht nur, weil ihnen das
logisch erscheint, oder weil die Faktenlage eine bestimmte ist,
sondern weil es ihnen auch das Gefühl gibt, zu den Guten zu gehören.“
Rathje ist der Autor einer neuen Publikation der
Amadeu-Antonio-Stiftung über Verschwörungsideologien.

Kurz vor der Verleihung des Negativ-Spaßpreises „Goldener Aluhut“
an diesem Freitag in Berlin zeigt sich Rathje skeptisch, ob Satire
allein das richtige Mittel im Umgang mit Verschwörungsideologen sei.
Wer sich über die Verschwörungsideologen lustig mache, tue oft so,
„als sei es ein Problem am Rand der Gesellschaft und als würde dieses
Denken nicht auch in ihrer Mitte existieren“. Es gebe auch
gesellschaftliche Ursachen für Verschwörungsdenken. Das Internet, so
Rathje, sei nicht der Grund dafür, mache es allerdings „in den
letzten 10, 15 Jahren auf jeden Fall sichtbarer“.

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